Lang, lang ist es her seit ich den letzten Artikel geschrieben habe. Doch was ist passiert? Neben einer neuen Domäne war ich auch viel unterwegs für meine eigentliche Arbeit als Service-Designer im Tourismus. Ja, du hast richtig gelesen… ich habe auch noch einen anderen Job!
Das designen von Services und Erlebnissen kennt man aus der Produktentwicklung – wie muss ein Produkt oder Service gestaltet sein, wie muss es sich anfühlen, wie ist es zu bedienen und welchen Gesamteindruck macht es auf den Benutzer? Genauso funktioniert es auch im Tourismus mit Services.
Doch was ist der Kontext zu diesem Sportblog fragst du?
Das ist einfach – eine Sportstunde, eine Übung oder auch ein Artikel folgt den gleichen Prinzipien wie ein Service. Es muss ansprechen, der User/Athlet sollte etwas davon lernen bzw. mitnehmen können und zu guter Letzt auch eine spannende Geschichte erzählen denn fade Texte sind fade Texte – egal zu welchem Thema!
Apropos: hier meine 5 Gründe warum man unbedingt einmal in Athen bleiben sollte anstatt gleich auf die Inseln weiter zu fahren!
1. Grund: Die griechische Gastfreundlichkeit
In Athen war ich im Zuge eines Workshop über Service- und Experience Design. Meine griechischen Gastgeber haben mich nicht nur vollkommen umsorgt sondern ich hatte auch stets das Gefühl, dass sie es aus vollem Herzen tun. Keine oberflächliches Lachen sondern aus dem herzenkommende Fürsorge – jedoch ohne Unterwürfigkeit (siehe Grund 4).
Es sind die kleinen Dinge, die mich beeindruckt haben – mein Reisepartner hatte etwa seine Badehose vergessen und kurzerhand wurde einfach eine besorgt während wir noch beim Abendessen waren. Wenn ich mir denke, dass Österreich als Gastfreundlich dient so können wir uns immer noch eine Scheibe von den Griechen abschneiden!
Die Griechen sind nämlich nicht nur gastfreundlich sondern gut organisiert und gleichzeitig gemütlich und flexibel. Eine Tour, ein Besuch oder ein Workshop ist durchorganisiert, alles läuft professionell ab das ohne, dass der Spaß auf der Strecke bleibt.
Zu den Griechen kann man also nicht nur exzellent in den Urlaub fahren sondern auch bestens Geschäfte machen!
2. Grund: Geschichte und Architektur
Einfach nur WOW! Wenn man im Zentrum unterwegs ist, die Ubahn nimmt oder in einem Restaurant sitzt – überall strahlt jahrtausendalte Geschichte einem entgegen. Gebäude, Relikte oder Steine sprühen nur so von der Geschichte. Griechenland als Wiege der Demokratie war Zentrum langer Konflikte und daher Besatzungen. Damit einher ging natürlich ein reger Austausch an Kultur, Musik, Philosophie und natürlich Warenhandel.
Dieses Sammelsurium sieht man an jeder Ecke: da eine alte Moschee, dort ein verfallener Bogen für den römischen Kaiser Hadrian, da uralte gedrungene Kirchen, dort Tempel die mit Säulen- und Kirchenteilen gebaut sind, da hübsche Wohnhäuser aus der Jahrhundertwende mit filigranen Dachziegeln… und über alldem thront die Akropolis!
Hat man sich einmal durch die Menschenmassen am Eingang gekämpft so erwartet einen… noch mehr Touristen! Ein hartes Plaster sag ich euch! So gefährlich war es damals sicher nicht! Ständig musste ich Selfie-Sticks ausweichen, aufpassen, dass man auf dem, von Millionen Füßen, über hunderten von Jahren glatt-geputzten Böden nicht ausrutscht – dabei hatte ich extra meine Berg- und Wanderflipflops an; ein Hechtsprung rettet mich von der Gruppe Schüler, die alle gleichzeitig in die Luft springen, die Sonne brennt auf die Glatze und dem Platz auf der Aussichtsplattform musste ich mir erst erkämpfen… mach das einmal gegen wild gewordenen Chinesen-Omas!!!
Trotzdem war es sehr beeindruckend und ich hatte einen tollen Führer! Eine sehr nette Einheimische die ich durch das Projekt „This is My Athens“ getroffen habe. Das ist eine Aktion wo Einheimische, die ihre Stadt lieben, den Touristen ihre eigene persönliche Version von Athen zeigen – meist abseits der Touristenpfade und daher für jeden Besucher absolut zu empfehlen!
3. Grund: die Lebenskultur
Gutes Essen, toller Wein, gemütlich und flexibel – das ist das Leben in Griechenland. Klar, die Krise zeigt ihr dunkle Seite aber wie hat mein Gastgeber gesagt? „Sogar wenn man nur noch 10€ in der Tasche hat, so würde man damit Essen und Trinken gehen und sich des Lebens erfreuen!“
Jede Mahlzeit hat auch irgendeine Form von Alkohol dabei gehabt: Wein, Bier, Raki, Ouzo… und manch anderes Geistliches wo ich nicht (mehr) weiß was das war.
Das Abendessen vor allem nach der Arbeit war immer sehr lang und sehr fröhlich. Zum Essen gabs Wein, danach noch mehr Wein und zur Nachspeise wurde… ihr erratet es sicher… Wein serviert! Kein Wunder, dass ich heute noch ein wenig müde bin…
4. Grund: die Lebensphilosophie
Die Lebensphilosophie geht Hand in Hand mit der Lebenskultur. Die Griechen wollten schon in der Antike immer wissen wer der Beste ist – dokumentiert in den Theatern, Säulen und Gebäuden. Es war jederzeit wichtig zu wissen und zu zeigen wer der Stärkste, der Lustigste, der Schnellste oder gar der festeste Trinker war. Das schafft Selbstvertrauen!
Dieses Selbstvertrauen ist tief in der Gesellschaft verankert und die Griechen sind ein stolzes Volk. Das meine ich durchwegs positiv denn dadurch entsteht auch die ehrliche Gastfreundschaft. Sie bieten einem nur das an wo sie genau wissen, dass es das Beste ist!
5. Grund: Landschaft und Atmosphäre
Fährt man durch Griechenland, egal ob Stadt oder Insel, dann atmet nicht nur die Seele fern des Alltags auf. Gerüche von Meer und Leckereien vermischen sich, Pinienwälder wechseln sich mit Küstengebieten ab, hie und da schauen antike Gebäude hervor…. die Landschaft und die Atmosphäre in Griechenland ist einzigartig.
Wenn ich dich mit den ersten 4 Gründen noch nicht überzeugen konnte, so auf jeden Fall wegen der Landschaft. Die Eindrücke vergisst man nicht so schnell!
Wir haben dort eine Biketour mit „Beyond Athens“ zu einer Silbermine und Nationalpark unternommen. Beyond Athens organisiert Touren rund um Athen und zeigen dir viele tolle Geheimtipps. Die Gegend dort ist sehr zerklüftet und überall sind Höhlen. Die Wälder sind voll mit Pinienbäume aber viele Hügel sind wegen der zahlreichen Waldbrände ganz kahl. Wenn es einmal zu brennen anfängt, dann sorgt der starke Küstenwind für großflächige Zerstörung.
Dort sind wir mit dem Rad bergauf, bergab bis zum Tempel des Poseidons gefahren wo wir einen genialen Sonnenuntergang erlebt haben. Beyond Athens hat auch dafür gesorgt, dass wir nachher nicht einfach heim sind sondern guten Wein bei einer spannenden Geschichte über Odysseus genossen haben.
What really happend in Athens…
Das finale Abendessen in einem traditonellen Fischrestaurant bestand aus viel Gebackenem und Wein in Mengen. Es kann sein, dass es wieder etwas länger wurde und ich erst um 3 Uhr früh im Bett war – Abendessen halt.
Am Sonntag noch Shoppen für Familie und mich selbst: viele griechische Produkte wie Olivenöl, Gewürze und Tee vom olympischen Berg.
Am Heimweg mit all den Sackerln fragt mich schlussendlich ein netter Grieche nach der Uhrzeit. Wir quatschen und er erzählt mir, dass ein Freund von ihm ein griechisches Restaurant in Wien hat. Das freut mich natürlich und zusammen gehen wir zu seinem Shop ein paar Straßen weiter. Der Shop war dann doch eine Bar und ich werde von zwei netten Damen begrüßt. Er gibt mir die Adresse und ich genieße zwischenzeitlich ein kühles Bier. Die Damen waren sehr neugierig und wollten gerne mehr von mir wissen. Reden macht durstig weshalb eine der Damen was trinken wollte – also hab ich sie eingeladen…. Man ist ja kein Unmensch!
Nachdem ich müde und erschöpft war, hat es etwas gedauert bis ich den Braten gerochen habe und spätestens nach der Präsentation der Rechnung wusste ich, dass das keine normale „Musikbar“ war…. und ich dachte noch „sind die Griechen aber gastfreundlich!“ Also hab ich das Bier und den Schampus für die Lady schnell bezahlt und hab die Füße in die Hände genommen… sie war zwar sehr enttäuscht da wir uns doch so gut verstanden haben aber was soll man tun?!
Athen is eine Reise wert und man sollte unbedingt länger bleiben als nur ein paar Stunden bis zur Durchfahrt zu den Inseln. Athen bietet geniale kleine Ecken und mit „this is MY Athens“ und „Beyond Athens“ kann man auch mehr als die üblichen Touristen-Hotspots sehen. Wenn du also hinfahrst, dann lass die Leute schön von mir grüßen!!!
Hier noch „40 pictures that will make you want to visit Athens“ – von Budgettraveller.org
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