In Großbritannien wurde vor kurzem eine Steuer auf zuckerhältige Getränke erlassen um Übergewicht und Diabetes zu bekämpfen. So sehr ich auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung stehe… Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Menschen mit Übergewicht und Diabetes zu kämpfen haben, stellt sich die Frage wo die Verantwortung für die Gesundheit liegt? Wie weit darf die Gesetzgebung gehen um die Menschen vor der eigenen Zuckersucht zu schützen!?
Gesetze sind für die Menschen da und Eigenverantwortung scheint nicht ganz zu funktionieren. Das kann man auch umgekehrt formulieren – warum soll die Allgemeinheit für die (schlechten) Entscheidungen einiger Mitbürger gerade stehen?
Schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung sind sehr leicht therapiebar aber Folgeerkrankungen kosten dem Gesundheitssystem jede Menge… braucht es da mehr solche Gesetze oder liegt die Verantwortung für die Gesundheit doch bei jedem einzelnen Menschen?
Warum wird alles immer süßer?
Ich glaube, den größten Unterschied merkt man wenn man mal in die USA fährt… das gleiche Cola oder der gleiche Eistee ist dort viel süßer. Aber auch in unseren Breitengraden werden die Getränke Jahr für Jahr süßer und das hat auch einen Grund!
Amerika ist, wie so oft, uns Europäern einen Schritt voraus. Die Lebensmittel dort sind um einiges fetter, süßer oder salziger und zwar deshalb weil diese Attribute direkt im Belohnungszentrum des Gehirns wirken. Die Zuckersucht wird daher gerne aktiv gefördert.
Zucker etwa bewirkt, dass bestimmte Botenstoffe freigesetzt werden, die für Wohlbefinden sorgen. „Experimente zeigen, dass vor allem die Kombination aus Zucker und Fett das Belohnungssystem sehr effektiv anregt“, sagt Professorin Susanne Klaus, Biologin am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke.
Abgesehen vom Belohnungssystem sind Fett, Zucker und Salz Geschmacksträger – Lebensmittel mit höheren Anteilen davon schmecken intensiver. Gleichzeitig gewöhnt man sich aber an diese Intensität und es müssen immer höhere Dosen eingesetzt werden um das gleiche Geschmackserlebnis hervorzurufen… deshalb der Trend in Richtung: süßer, höher, weiter und die Zuckersucht kommt schleichend!
Fast-Food ist voll von diesen (billigen) Geschmacksverstärkern und sie gaukeln dem Körper eine hohe Nährstoffdichte vor. Allerdings fehlten Vitamine und Mikronährstoffe weshalb der Körper nach „mehr“ schreit – Hunger setzt ein um hoffentlich doch noch zu den Vitaminen zu kommen.
Gefahren der Zuckersucht für die Gesundheit
Das bringt mich zum nächsten Punkt. Ich möchte hier Altbekanntes nicht noch mal wiederkäuen, weshalb ich die Probleme der Zuckersucht nur kurz zusammenfasse:
- Übergewicht: Fett & Zucker sind sehr energiedicht… viel Energie bei wenig Verbrauch = Überschuss. Dieser Überschuss setzt sich in den Hüften ab und man geht auf wie ein Germteig.
- Diabetes: Industriezucker ist wie Industriemehl hoch verarbeitet. Das muss so sein um Qualität und Lagerfähigkeit zu erhalten. All jene Teile mit Nährstoffen werden entfernt da diese meist schnell verderben. Das heißt aber auch, dass die Lebensmittel nicht mehr so komplex sind und vom Körper leicht aufgenommen werden können. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel ganz schnell an. Viel Blutzucker schädigt die Gefäße. Als Schutz wird Insulin ausgestoßen. Passiert das zu oft, dann „leiern“ die Rezeptoren aus und es braucht immer höhere Dosen bis man schlussendlich resistent wird… Diabetes Typ II genannt!
- Herz- Kreislauferkrankungen: nach und nach rostet dein gesamter Körper ein. Blutgefäße verfetten & verengen und ist im Zusammenhang mit Bluthochdruck der beste Weg für ein Blutgerinnsel – hast du Glück, dann bleibt es im Fuß stecken (Venenthrombose), hast du Pech dann verfängt es sich in der Lunge (Lungen-Embolie), Herz (Herz-Infarkt) oder Hirn (Schlaganfall).
- Zucker macht dich träge, müde und schlecht gelaunt!
Ohne Zucker geht es nicht!
Versteht mich nicht falsch – Zucker ist super, Fett und Salz auch!
Das heißt: in der richtigen Dosis und immer im Zusammenhang mit Nährstoffen und Bewegung!
Dein und mein Gehirn brauchen viel Zucker um überhaupt zu funktionieren. (Deshalb hat man während dem Lernen oft Heißhunger auf Süßes oder Nudeln). Wir brauchen Zucker um unsere Organe und Muskeln mit Energie zu versorgen, Zucker wirkt auch entzündungshemmend und regt das Belohnungszentrum im Hirn an – wir fühlen uns glücklicher!
Hast du gewusst, dass deine Muskeln deinen Körper unterstützen Fett und Zucker zu verarbeiten?!
Der Geschmack passt sich sehr schnell an
Unverträglichkeiten gehen gerade durch die Gesellschaft wie sonst nur die Grippe: dadurch kenn ich auch schon ein paar Menschen, die zuckerfrei leben und es ist erstaunlich wie schnell sich deren Geschmack angepasst hat.
Manchmal lüstet es sie ja doch und dann probieren sie wieder ein Stück Schokolade, Kuchen oder Limonade… und es schmeckt ihnen gar nicht mehr – „zu süß“ sagen sie oft.
Das ist auch die Argumentation der Briten gewesen, als sie die Steuer auf zuckerhaltige Getränke eingeführt haben: nachdem der Geschmack sich relativ schnell anpasst und die Übergangsfristen lang genug gewählt wurden, ist für den Konsumenten keinerlei Veränderung zu erwarten, da die Hersteller eine schrittweise Reduzierung wählen können.
Sinnvolle Steuer oder Bevormundung der Bürger?
Die erbrachten Steuereinnahmen sollen in England für die Förderung von Sport in Volksschulen fließen. Klarerweise eine gute Sache und doch irgendwie Bevormundung, oder?
Allerdings halte ich es hier für vertretbar denn die Folgekosten für das Gesundheitssystem sind weitaus größer. Außerdem wird hier eine „gesunde Lebensweise“ belohnt wodurch sich die Fremdbestimmung in Grenzen hält. Die Zumutbarkeit ist hier meiner Meinung nach gegeben und ich wünsche mir hier gerne mehr Initativen, die die Gesundheit der Menschen erhält.
Die Menschen als Masse sind doch irgendwie sehr beeinflussbar (geworden) und da ist es die Aufgabe der Politiker dafür zu sorgen, dass sie sich nicht selbst um die Gesundheit bringen. Gerade Kinder sollten erleben wie viel schöner und erstrebenswerter ein gesunder und fitter Körper ist – haben sie es einmal erlebt, dann kennen sie den Unterschied und es fällt leichter einen entsprechenden Lebensstil zu wahren und nicht der Zuckersucht anheim zu fallen.
Es scheint oft, als dass jeder den anderen für die eigne Misere verantwortlich macht aber keiner Verantwortung für sich selbstübernimmt! Für dein Gewicht sind nicht „die Anderen“ Schuld, sondern hauptsächlich du selbst. With great power comes great responsibility – sagt schon der Onkel von Spiderman und das gilt auch für uns im „kleinen“. Und kommt mir nicht mit „den Genen“ denn diese beeinflussen nur zu ca 10% unser Gewicht – der Rest sind Lebenswandel und Ernährungsweise!
Jeder soll Herr über sein eigenes Leben bleiben aber es hört da auf wo Dritte darunter leiden…. Ich rede hier nicht von Erkrankungen, sondern selbst verursachtes Leid.
in diesem Sinne: bleib stark und gesund
Dein Michael
Passend zum Thema: Gesundheits- & Diätferien für übergewichtige und adipöse Kinder
Leave a Reply